Farbrevolution

Wer die Proteste in Kasachstan mit welchen Mitteln aus dem Ausland organisiert

von Thomas Röper/Antispiegel

Dass die Ereignisse in Kasachstan aus dem Ausland eskaliert wurden und dem üblichen Muster der Farbrevolutionen folgen, wird immer offensichtlicher.

von Anti-Spiegel 9. Januar 2022 02:31 Uhr

Farbrevolutionen kann man an ihrem koordinierten Ablauf erkennen, der sie von spontanen Protesten, wie zum Beispiel den Gelbwesten oder auch den Querdenkern, unterscheidet. Bei Farbrevolutionen finden die Aktionen koordiniert statt und dabei findet man dann auch wieder alte Bekannte unter den Koordinatoren.

Nexta

Die Proteste 2020 in Weißrussland wurden von Polen aus koordiniert und das Instrument der Wahl war der von der weißrussischen Opposition betriebene, aber von Polen finanzierte Telegram-Kanal Nexta. Nexta hatte in Weißrussland zwar nicht den gewünschten Erfolg, schließlich ist Präsident Lukaschenko noch im Amt, aber Nexta hat immerhin viele Menschen mobilisieren können, an Protesten teilzunehmen.

Nexta ist nun auch sehr aktiv dabei, anti-russische Posts aus Kasachstan und über die Lage in dem Land zu verbreiten. Dass die in Polen sitzende weißrussische Opposition von westlichen Geldern abhängt, wurde Nexta nach den Ereignissen in Weißrussland 2020 zu einem Instrument der anti-russischen Agitation, die auch die Triebfeder hinter den Protesten in Weißrussland war. Was der Westen betreibt, ist Geopolitik gegen den Opponenten Russland. Russlands Nachbarstaaten (Weißrussland, die Ukraine, Georgien oder jetzt Kasachstan) sind dabei nur Schachfiguren auf dem geopolitischen Schachbrett.

Auch die EU finanziert die weißrussische Opposition ganz offiziell. Am 13. Dezember hat die EU-Kommission mitgeteilt, die weißrussische Opposition und „freie weißrussische Medien“ mit weiteren 30 Millionen Euro zu finanzieren. Zu den vom Westen sogenannten „freien weißrussischen Medien“ gehört auch der Telegram-Kanal Nexta. Das ist deshalb zynisch, weil zum Beispiel in Deutschland gefordert wird, gegen Telegram vorzugehen, weil da Telegram-Kanäle ungestraft gegen die Maßnahmen der deutschen Regierung schreiben dürfen. Wenn das aber in anderen Ländern, also in Weißrussland oder Kasachstan geschieht, finanziert die EU solche Telegram-Kanäle sogar.

Muchtar Abljasow

Ein weiterer selbsternannter Führer der kasachischen Opposition ist Muchtar Abljasow. Abljasow war ein kasachischer Banker, der vor 20 Jahren auch in der kasachischen Regierung war. Allerdings soll er zwischen 2005 und 2009 acht Milliarden Dollar über Steueroasen veruntreut haben und musste aus dem Land fliehen. Er wurde wegen diverser Vergehen (Betrug, Urkundenfälschung, Amtsmissbrauch) in Russland, Kasachstan und der Ukraine angeklagt und in Russland und Kasachstan in Abwesenheit zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.

Vorher hatte Russland versucht, seine Auslieferung aus Frankreich zu erreichen, die vom Gericht auch schon genehmigt war. Aber dann bezeichneten seine Anwälte das Verfahren in Russland als politisch motiviert und der Staatsrat Frankreichs hat die Auslieferung verhindert.

Abljasow hat sich nun zu Wort gemeldet und behauptet, er sei der Führer der Opposition, die in Kasachstan protestiert. Das darf man bezweifeln, der Mann ist seit über zehn Jahren im Ausland dürfte in Kasachstan keine große Anhängerschaft haben, aber die Gelegenheit ist für ihn günstig. Er forderte ein Eingreifen des Westens, wobei er jedoch nicht sagte, was genau der Westen seiner Meinung nach tun soll. Er scheint jedoch darauf zu hoffen, dass der Westen ihm an die Macht helfen könne.

Übrigens ist – wenig überraschend – das wichtigste Büro seiner Organisation in Kiew. Die heutige Ukraine ist für anti-russische Umtriebe ein sicherer Hafen.

Der Westen

Auch wenn der Westen so tut, als habe er mit den Vorgängen in Kasachstan nichts zu tun, ist sein Verhalten entlarvend. Anstatt von den Demonstranten zu fordern, sich an die Gesetze zu halten und die Gewalt und die Plünderungen einzustellen, fordert der Westen von der kasachischen Regierung, nicht hart gegen die Demonstranten vorzugehen. Das klingt immer vollkommen anders, wenn dem Westen Demonstranten nicht gefallen, wie zum Beispiel beim Sturm des Kapitols in Washington oder bei den Gelbwesten in Frankreich.

Auch die Erklärungen aus den USA zeigen, auf welcher Seite die Sympathien der US-Regierung sind. Dort wird kein Wort darüber verloren, dass die Demonstranten Polizisten erschossen haben. Stattdessen wird kritisiert, dass Kasachstan seinen Verbündeten Russland um Hilfe bittet und dass Russland die Hilfe auch leistet.

Gezieltes Feuer auf die Polizei

Die Proteste begannen friedlich, aber dann haben sich schnell große viele Bewaffnete unter die Demonstranten gemischt und das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet. Die kasachische Regierung spricht von 20.000 bewaffneten Kämpfern, von denen viele aus dem Ausland eingesickert sind. Es gab auch Plünderungen und Besetzungen von Regierungsgebäuden, wobei auch Waffenlager der Sicherheitskräfte geplündert wurden.

Ein weiterer Hinweis auf ein geplantes und koordiniertes Vorgehen war die Tatsache, dass die Bewaffneten sofort den Flughafen in Almaty gestürmt und besetzt haben. Damit sollte verhindert werden, dass die Sicherheitskräfte Verstärkung einfliegen können.

Die kasachische Regierung teilt mit, dass sie inzwischen über 4.000 Menschen verhaftet hat, worunter auch viele Ausländer seien. Diese seien „aus Nachbarstaaten“ ins Land gekommen. Analysten melden, dass darunter wohl auch Afghanen sein sollen, die als erfahrene Kämpfer für die bewaffnete Eskalation gesorgt haben. Ob sich diese Meldungen bestätigen, bleibt abzuwarten.

Die Lage in Kasachstan

Insgesamt hat sich die Lage in Kasachstan etwas beruhigt. In vielen Städten gibt es zwar immer noch Schießereien, aber in den meisten Städten beginnt das Aufräumen und das Leben kehrt langsam in seine gewohnten Bahnen zurück. Für eine endgültige Entwarnung dürfte es noch zu früh sein. Das russische Fernsehen zeigte eine Reportage, in der Zivilisten erzählten, sie hätten auch gegen die Erhöhung der Gaspreise demonstriert, an denen sich die Proteste entzündet hatten, aber nun hätten sie Angst vor der Zukunft, denn Schießereien in ihren Städten und eine derartige Verwüstung und Welle der Gewalt hätten sie nicht gewollt.

Ob die Lage sich nun wieder vollkommen beruhigt und ob die Ereignisse der letzten Tage die Menschen in dem Land vielleicht sogar wieder enger an die Regierung binden, weil sie gesehen haben, was selbsternannte Oppositionelle anrichten, bleibt abzuwarten.