(deutsche Übersetzung)
Die US-Journalisten Dan Cohen und Max Blumenthal untersuchen, wie die US-RegierungVenezuela destabilisieren ließ, und warum sie Juan Guaidó dazu ermutigt hat, sich zum“Präsidenten“ seines Landes auszurufen.
Juan Guaidó, der Anführer des Putsches in Venezuela,ist ein Geschöpf des Regime-Change-Labors der USA.
Juan Guaidó ist das Produkt eines langfristigen Projektes der Washingtoner Eliten. Er gibt sich zwar als Musterdemokrat aus, betreibt jedoch seit Jahren an der Spitzeeiner gewalttätigen Kampagne die Destabilisierung Venezuelas.
Von Dan Cohen und Max Blumenthal.
Quelle des Originals: gray zone, 20.01.19( https://grayzoneproject.com/2019/01/29/the-making-of-juan-guaido-how-the-us-regime-change-laboratory-created-venezuelas-coup-leader/ )
Vor dem schicksalhaften 22. Januar 2019 war Juan Guaidó (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Juan_Guaid%C3%B3 ) noch nicht einmal einem Fünftel der Venezolaner bekannt[s. https://twitter.com/venanalysis/status/1087447663153500166 ]. Bis vor wenigen Mo-naten ist der 35-Jährige nur als übler Charakter und Kopf einer politisch unbedeu-tenden, weit rechts stehenden, Gewalttaten verübenden Gruppierung aufgefallen.Sogar in seiner eigenen Partei (der Voluntad Popular, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Vo-luntad_Popular ), die zur oppositionellen Mehrheit (in der im März 2017 von der Ver-fassunggebenden Versammlung entmachteten) Nationalversammlung (s. dazu auchhttps://de.wikipedia.org/wiki/Nationalversammlung_(Venezuela) ) gehört, zählte er nur zuden mittleren Rängen.Nach einem einzigen Anruf des US-Vizepräsidenten Mike Pence rief sich Guaidó ineiner öffentlichen Erklärung selbst zum Präsidenten Venezuelas aus [s. unter https://www.wsj.com/articles/a-call-from-pence-helped-set-an-uncertain-new-course-in-venezue-la-11548430259?tesla=y&mod=djemalertNEWS ]. Washington hat also einen bisherkaum bekannten Hinterbänkler dazu angestiftet, sich der internationalen Öffentlich-keit als von den USA auserwählter Führer des Staates mit den größten Ölreservender Welt zu präsentieren.
Einigkeit mit Washington signalisierend, bejubelte die New York Times Guaidó in einemLeitartikel als „glaubwürdigen Rivalen“ des (gewählten venezolanischen) Präsidenten Maduro, der in der Lage sei, „mit seinem erfrischenden Stil und seinen Visionen Venezuelavoranzubringen“ [s. https://www.nytimes.com/2019/01/24/opinion/venezuela-guaido-madu-ro.html ]. Die Bloomberg News lobten ihn in einem Leitartikel als „Retter der Demokratie“[s. https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2019-01-25/guaido-s-bold-stroke-for-demo-cracy-in-venezuela ], und das Wall Street Journal erklärte ihn zum „neuen demokratischenFührer“ [s. https://www.wsj.com/articles/revolt-in-venezuela-11548289111 ].
Inzwischenhaben Kanada, zahlreiche europäische Staaten, Israel und die rechtslastigen Regierungender als Lima-Gruppe bekannten lateinamerikanischen Staaten Guaidó als „legitimen Präsidenten“ Venezuelas anerkannt. Guaidó kam nur scheinbar aus dem Nichts, in Wirklichkeit ist er das Produkt einervor mehr als zehn Jahren gestarteten gründlichen Schulung, mit der die US-Regierung Kandidaten ausbilden lässt, die sie bei einem „Regime Change“ an die Macht hieven kann. Gemeinsam mit anderen rechtslastigen Studenten wurde Guaidó systema-tisch darauf vorbereitet, die sozialistisch orientierte Regierung Venezuelas zu diskreditieren und das Land zu destabilisieren, um eines Tages die Macht übernehmen zu können.
Ein Jahrzehnt lang hat Washington den politischen Nobody Guaidó zu dem wertvollen Werkzeug geformt, als das er sich gerade erweist. „Juan Guaidó ist eine Figur, die speziell für diesen Umsturz geschaffen wurde,“ erklärte Marco Teruggi, ein argentinischer Soziologe und führender Chronist der venezolanischenPolitik, gegenüber gray zone [s. https://grayzoneproject.com/ ]. „Guaidó ist ein aus mehreren Elementen gemixtes Labor-Produkt, um ehrlich zu sein, ein Typ, der gleichzeitig zum Lachen reizt und Furcht erregt.“ Diego Sequera, ein venezolanischer Journalist, der für die investigative Plattform Misión Verdad (s.http://misionverdad.com/ ) schreibt, stimmte ihm zu: „Guaidó ist im Ausland vielbekannter als in Venezuela – und zwar hauptsächlich an den Universitäten der Ivy League (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Ivy_League) und in Washingtoner Kreisen. Dort wird er sehr geschätzt, weil er rechts steht und auch für Venezuela eine rechte Politik verspricht.“ Guaidó wird zwar als „Garant der demokratischen Erneuerung“ verkauft, hat seine politische Kariere aber in der gewaltbereitesten Splittergruppe der radikalsten Oppositionspartei Venezuelas begonnen und sämtliche Destabilisierungskampagnen angeführt. In Venezuela hat sich seine Partei selbst dadurch diskreditiert, dass sie maßgeblich an der Schwächung und Zersplitterung der Opposition beteiligt war. „‚Diese Radikalinskis haben in Meinungsumfragen nicht mehr als 20 Prozent,“ stellte Luis Vicente León, der führende Meinungsforscher Venezuelas, fest [s. http://www.caraotadigi-tal.net/nacionales/luis-vicente-leon-la-oposicion-politica-venezolana-vive-su-peor-momen-to-historico/ ]. Nach Leóns Meinung hat die Partei Guaidós deshalb so relativ wenig Zu-spruch, weil die Mehrheit der Bevölkerung keinen Umsturz, sondern eine Lösung ihrerProbleme will. Aber genau deshalb setzt Washington auf Guaidó: Es soll Venezuela nicht „demokratisieren“, sondern einen Umsturz in dem Land herbeiführen, das in den beidenletzten Jahrzehnten eine Festung des Widerstands gegen die US-Hegemonie war.
Sein seltsamer Aufstieg ist der Höhepunkt eines seit zwei Jahrzehnten laufendenProjektes zur Zerstörung eines vielversprechenden sozialistischen Experimentes. Die USA nehmen die „Troika der Tyrannei“ ins Visier Seit Hugo Chávez (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Ch%C3%A1vez ) im Jahr 1998zum Präsidenten gewählt wurde, versuchen die USA die Kontrolle über Venezuelaund seine riesigen Erdölvorräte zurückzugewinnen. Mit seinen sozialistischen Programmen wollte Chávez den Reichtum des Landes neu verteilen, hat sich damitaber selbst zur Zielscheibe (für Anschläge) gemacht. 2002 konnte die rechte Opposition mit US-Unterstützung Chávez (durch einen inszenier-ten Generalstreik) kurzzeitig in Bedrängnis bringen; durch Mobilisierung der Volksmassenund mit Hilfe der Armee konnte er sich die Macht aber wieder zurückholen. Während der Präsidentschaft George W. Bushs und Barack Obamas überlebte Chávez zahlreiche Mordanschläge, starb 2013 aber an Krebs [s. http://news.bbc.co.uk/2/hi/americas/2344973.stm ]. Auch sein Nachfolger Nicolas Maduro (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Nicol%C3%A1s_Maduro ), hat drei Attentate überlebt [s. https://www.huffingtonpost.com/entry/venezuelan-president-explosive-drone-attack_us_5b663711e4b0de86f4a21721 ]. 2/23
Die Trump-Regierung hat Venezuela sofort an die Spitze ihrer Regime-Change-Listegesetzt und Maduro in die „Troika der Tyrannei“ (bestehend aus Venezuela, Kubaund Nicaragua) eingeordnet. [s. https://www.whitehouse.gov/briefings-statements/remarks-national-security-advisor-ambassador-john-r-bolton-administrations-policies-latin-america/ ]. Schon im letzten Jahr versuchte Trumps National-Security-Team hochrangige Offiziere der Armee Venezuelas zur Errichtung einer Militärjunta anzustiften, was abermisslang [s. https://www.nytimes.com/2018/09/08/world/americas/donald-trump-venezue-la-military-coup.html ]. Nach Angaben der venezolanischen Regierung waren die USA auch an einem Anschlagunter dem Decknamen „Operation Constitution“ beteiligt, der die Festnahme Maduros imPräsidentenpalast Miraflores vorsah. Ein weiterer Anschlag unter dem Decknamen „Ope-ration Armageddon“ [s. https://www.bloomberg.com/news/articles/2018-06-27/inside-the-failed-plot-to-overthrow-venezuelan-president-nicolas-maduro ] fand während einer Militär-parade im Juli 2017 statt. Auch im Jahr 2018 haben verbannte Oppositionsführer erneutversucht, Maduro umbringen zu lassen – mit einer Drohne während einer Militärparade in Caracas [s. https://www.youtube.com/watch?v=J71BT0stT3k ]. Mehr als ein Jahrzehnt vor diesen Attentaten begann die Schulung einer Gruppehandverlesener, rechtsorientierter venezolanischer Studenten an einer US-Eliteuni-versität, mit dem Ziel, die Regierung Venezuelas zu stürzen und auch in Venezueladie neoliberale Ordnung wieder herzustellen. Die Ausbildung erfolgte durch die Gruppierung „Export a revolution“,die auch schon andere „bunte Revolutionen“ vorbereitet hat Am 5. Oktober 2005, als Chávez Beliebtheit ihren Höhepunkt erreicht hatte und seine Regierung mit der Umsetzung sozialistischer Programme begann, trafen fünf ve-nezolanische „Studentenführer“ in der serbischen Hauptstadt Belgrad ein, um dortihr Training für die Anzettelung eines Aufstandes zu beginnen [s. https://worldview-.stratfor.com/article/venezuela-marigold-revolution ].Die Studenten aus Venezuela waren vom Center for Applied Non-Violent Action andStrategies, abgekürzt CANVAS (dem Zentrum für angewandte gewaltlose Aktion undStrategien, weitere Infos dazu s. https://de.wikipedia.org/wiki/Centre_for_Applied_Nonvio-lent_Action_and_Strategies ) nach Belgrad eingeladen worden [s. http://www.wrongkin-dofgreen.org/2013/01/14/breaking-desperate-for-destabilization-in-venezuela-us-funded-otpor-rears-its-ugly-head/ ]. CANVAS wird größtenteils von der National Endowment forDemocracy, abgekürzt NED finanziert (s. https://de.wikipedia.org/wiki/National_Endow-ment_for_Democracy ). Diese Stiftung wird von der CIA betrieben und dient der US-Regierung zur Vorbereitung von „Regime Changes“ [s. unter https://grayzoneprojec-t.com/2018/08/20/inside-americas-meddling-machine-the-us-funded-group-that-interferes-in-elections-around-the-globe/]; außerdem erhält CANVAS auch Geld von den NED-Able-gern International Republican Institute (s. https://de.wikipedia.org/wiki/International_Re-publican_Institute ) und National Democratic Institute for International Affairs (s. htt-ps://de.wikipedia.org/wiki/National_Democratic_Institute_for_International_Affairs ). Nachdurchgesickerten E-Mails des US-Informationsdienstes Stratfor (s. https://de.wikipe-dia.org/wiki/Stratfor ), der auch von der CIA betrieben werden soll, hat CANVAS in denJahren 1999 und 2000 mit CIA-Geld auch die Kampagne gegen Milosevic (den damaligenPräsidenten der Bundesrepublik Jugoslawien, s. dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Slobodan_Milo%C5%A1evi%C4%87 ) finanziert. CANVAS ist eine Ausgliederung von Otpor, einer serbischen Protestgruppe, die 1998von Srdja Popovic [s. http://www.williamengdahl.com/englishNEO1Oct2017.php ] an der3/23 Universität Belgrad gegründet wurde. Otpor, ist das serbische Wort für“Widerstand“, und unter diesem Namen wurden die Studenten dieserGruppe international so berühmt wie Schauspieler in einem Hollywood-Film [s. https://vimeo.com/143379353 ], weil sie die Proteste organisierthaben, die schließlich zum Sturz Slobodan Milosevics führten. Diese kleine Zelle von „Regime-Change-Spezialisten“ setzte die Theorien des bereits verstorbenen Umsturz-Experten Gene Sharp (s. dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Gene_Sharp ) um, der als „Clausewitz des gewaltlosen Widerstandes“ gilt, weil er gemeinsam mit Oberst Robert Helvey [s. http://peacemagazine.org/archive/v24n1p12.htm ], ei-nem ehemaligen Analysten der Defense Intelligence Agency, abgekürzt DIA (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Defense_Intelligence_Agency ), die Strategie des gewaltfreien Wi-derstandes als Form der hybriden Kriegsführung entwickelt hat, mit der sich Staatendestabilisieren lassen, die sich dem Herrschaftsanspruch der USA widersetzen. Auch Otpor wurde von der National Endowment for Democracy und außerdem von USAID(s. https://de.wikipedia.org/wiki/United_States_Agency_for_International_Development )und von der Albert Einstein Institution Sharps (s. https://en.wikipedia.org/wiki/Albert_Ein-stein_Institution ) unterstützt. Sinisa Sikman (s. https://www.youtube.com/watch?v=DV-WX9MHQf9Q ), einer der Haupttrainer von Otpor, hat sogar einmal zugegeben, dass die-se Gruppe auch direkt von der CIA finanziert wurde [s. https://wikileaks.org/gifiles/docs/17/1792423_information-on-canvas-.html ]. In einer anderen durchgesickerten Stratfor-E-Mail ist zu lesen: „Nach dem Sturz Milosevicssind die Kinder, die OTPOR schufen, erwachsen geworden, haben begonnen, Anzüge zutragen und dann CANVAS gegründet.“ [s. https://wikileaks.org/gifiles/docs/17/1713359_re-insight-venezuela-canvas-analysis-.html ] Die Gruppe habe sich auf den „Export von Re-volutionen“ spezialisiert und die Samen für mehrere Farbrevolutionen gestreut (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Farbrevolutionen ). Sie werde immer noch von Tarnorganisationen (der CIA) finanziert, und ihre Mitglieder reisten in der ganzen Welt herum, um „Diktatoren“und „autokratische Regierungen“ zu stürzen, die der US-Regierung nicht in den Kram pas-sen (s. dazu auch http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_13/LP20113_221213.pdf ). In den Stratfor-E-Mails ist auch zu lesen, dass CANVAS bereits im Jahr 2005 seineAufmerksamkeit auf Venezuela zu lenken begann, nachdem seine Ausbilder vorherOppositionsgruppen in Osteuropa trainiert und Regime Changes in Staaten insze-niert hatten, die dann der NATO beitraten. Stratfor wird bei der CANVAS-Einschätzung sehr deutlich: „Dass CANVAS Erfolg habenwird, ist keineswegs garantiert, denn Studentenunruhen stehen nur am Anfang einer Bewegung, die Jahre brauchen wird, um in Venezuela eine Revolution herbeizuführen. DieCanvas-Trainer haben aber immerhin den ‚Schlächter vom Balkan‘ gestürzt, sind alsodurchaus zu verrückten Sachen fähig. Wenn venezolanische Studenten gleichzeitig anfünf venezolanischen Universitäten demonstrieren, ist das ein Beleg dafür, dass nach demerfolgreichen Training jetzt die eigentliche Arbeit beginnt.“ Die Geburt der „Generation 2007“, aus der „die Kader der Revolution“ kommen Die „eigentliche Arbeit“ begann zwei Jahre später, also 2007, als Guaidó sein Studium ander Universidad Católica Andrés Bello in Caracas (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Universi-dad_Cat%C3%B3lica_Andr%C3%A9s_Bello ) abschlossen hatte. Anschließend ging ernach Washington D.C., um an der George Washington University Vorlesungen des aus4/23Venezuela stammenden, aber in ganz Lateinamerika sehr bekannten neoliberalen Wirt-schaftswissenschaftlers Luis Enrique Berrizbeitia (s. https://www.caf.com/media/3571/re-sumenexecutive.pdf ) zum Thema „Regierungsführung und politisches Management“ zuhören [s. http://sri.ucab.edu.ve/sites/default/files/Convenio%20UCAB-%20CAF%20George%20Washington%20University.pdf ]. Berrizbeitia war vorher auch schon geschäftsführen-der Direktor des Internationalen Währungsfonds, abgekürzt IWF, gewesen und hatte unterdem Oligarchen-Regime, das von Chávez abgelöst wurde, länger als ein Jahrzehnt imEnergiesektor Venezuelas gearbeitet. Im gleichen Jahr hat Guaidó mitgeholfen, Demonstrationen gegen die venezolanische Regierung zu organisieren. Sie hatte die Sendelizenz für Radios Caracas Televisión, abge-kürzt RCTV, nicht verlängert, weil dieser Privatsender in dem versuchten Staatsstreich ge-gen Hugo Chávez im Jahr 2002 eine Hauptrolle gespielt hatte [s. https://venezuelanaly-sis.com/analysis/2424 ]. RCTV hatte zu Demonstrationen gegen die Regierung aufgeru-fen, mit Falschmeldungen Regierungsanhänger für Gewalttaten der Opposition verant-wortlich gemacht und während des Putschversuchs nur regierungskritische Berichte ge-sendet. Die Rolle des Sender RCTV und anderer im Besitz von Oligarchen befindlicherSendestationen während des gescheiterten Putsches wird in dem gefeierten Dokumentar-film „The Revolution will not be televised“ [Die Revolution wir nicht im Fernsehen übertra-gen, s https://venezuelanalysis.com/video/2611 ] nachgezeichnet. Ebenfalls im Jahr 2007 riefen die Studenten zu Protesten gegen die von Chávezdurchgeführte Volksabstimmung über eine „Verfassung für den Sozialismus des 21.Jahrhunderts“ auf, die den „gesetzliche Rahmen für die politische und soziale Umgestaltung Venezuelas liefern, die Macht in die Hände des Volkes legen und die Vor-aussetzungen für die Entwicklung eines neuen Wirtschaftssystems schaffen“ sollte(s. https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Ch%C3%A1vez ).Aus den für RCTV und gegen das Referendum Demonstrierenden ging ein Kadervon Regime-Change-Aktivisten hervor, die von Anfang an von den USA unterstütztwurden und sich „Generation 2007“ nannten. Die von Stratfor und CANVAS für diese Aktivisten eingesetzten Trainer hielten Yon Goi-coechea (s. https://en.wikipedia.org/wiki/Yon_Goicoechea ), einen Verbündeten Guaidós,der gut organisieren konnte, für eine „Schlüsselfigur“ im Kampf gegen das Referendum.2008 wurden Goicocheas „verdienstvolle Bemühungen“ mit dem Milton Friedman Prize forAdvancing Liberty [s. https://www.cato.org/friedman-prize/yon-goicoechea (und https://ww-w.cato.org/friedman-prize ) ] des Cato Institute (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Cato_Insti-tute ) belohnt, der mit 500.000 Dollar dotiert ist; das Geld floss natürlich in das politischeNetzwerk der Generation 2007. Friedman (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Milton_Friedman ) war der Lehrer der berüchtig-ten neoliberalen Chicago Boys (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Chicago_Boys), die im Auf-trag des chilenischen Diktators und Junta-Chefs Augusto Pinochet mit einer radikalen“Schocktherapie“ die in Chile bestehendens Preiskontrollen und Einfuhrbeschränkungenabbauten und den Kapitalverkehr liberalisierten. Das Cato Institute ist ein in Washingtonansässiger libertärer Thinktank, der von den Koch Brothers (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Koch_Industries ) finanziert wird, die auch Hauptsponsoren der RepublikanischenPartei der USA sind und rechte Bewegungen in ganz Lateinamerika unterstützen [s.https://theintercept.com/2017/08/09/atlas-network-alejandro-chafuen-libertarian-think-tank-latin-america-brazil/ ]. WikiLeaks hat 2007 eine E-Mail [s. unter https://wikileaks.org/plusd/cables/07CARA-CAS1128_a.html ] veröffentlicht, die William Brownfield, der damalige US-Botschafter in5/23Venezuela, an das US-Außenministerium, den Nationalen Sicherheitsrat und an das Southern Command des US-Verteidigungsministeriums geschickt hat. Darin hat er die“Generation 2007″ dafür gelobt, Chávez „seine Grenzen aufgezeigt“ zu haben. Als „kom-mende Führungspersönlichkeiten“ hob Brownfield Freddy Guevara und Yon Goicoecheahervor. Letzteren nannte er „den Studenten, der die bürgerlichen Freiheiten am entschie-densten verteidigt“. Von libertären venezolanischen Oligarchen und CIA-Tarnorganisationenmit Bargeld überschwemmt, versuchte der radikale venezolanische Stu-dentenkader die Otpor-Taktik auf den Straßen Venezuelas umzusetzen –unter dem nebenstehenden Logo, das dem Otpor-Logo (auf S. 4 oben)sehr ähnlich ist [s. https://frentemanuelpiar.blogspot.com/2011/01/nuestro-orgulloso-movimiento.html . Chávez durch das Schüren öffentlicher Unruhen in Misskredit bringen 2009 starteten junge Aktivisten der Generation 2007 eine besonders provozierende Akti-on: Bei einer Demonstration ließen sie ihre Hosen herunter und zeigten den Straßenpas-santen ihre nackten Hintern [s. https://orhpositivo.wordpress.com/2009/10/03/los-culos-de-la-derecha-venezolana-al-aire-contra-chavez/#jp-carousel-2150 ]. Damit äfften sie eine“Guerilla-Taktik“ nach, die Gene Sharp bereits in seinem Handbuch für gewaltfreien Wi-derstand (s. https://en.wikipedia.org/wiki/From_Dictatorship_to_Democracy ) beschriebenhat. Sie protestierten damit gegen die Verhaftung eines Mitgliedes einer verbündeten Stu-dentengruppe, die sich JAVU (s. http://www.taz.de/!5048626/ ) nannte. Auch diese weitrechts angesiedelte Gruppe „erhielt Geld aus zahlreichen US-Regierungsquellen“; dankdieser finanziellen Absicherung hätten sie schnell traurige Berühmtheit als gewaltbereites-ter Flügel der venezolanischen Straßen-Opposition erlangt, schreibt der WissenschaftlerGeorge Ciccariello-Maher (s. https://en.wikipedia.org/wiki/George_Ciccariello-Maher ) inseinem Buch „Building the Commune“ (s. https://www.versobooks.com/books/2337-buil-ding-the-commune ). Es gibt zwar kein Video von dieser Aktion, mehrere Venezolaner haben Guaidó aber aufBildern als einen der Haupträdelsführer identifiziert [s. http://www.lechuguinos.com/juan-guaido-pela-nalgas/ ]. Obwohl keine Beweise dafür vorliegen, ist diese Behauptung plausi-bel, denn die mit nacktem Hintern Demonstrierenden gehörten wie Guaidó zum hartenKern der Generation 2007; das belegt das „Hand-Logo“ auf ihren T-Shirts. Im Jahr 2009 hat Guaidó auch mit der Gründung der Partei Voluntad Popular öffentli-ches Aufsehen erregt; damit wollte er die Wähler einsammeln, die sich von der Generation2007 gegen Chávez hatten aufhetzen lassen. Parteichef wurde Leopoldo López [s.https://venezuelanalysis.com/analysis/11452 ], der in Princeton studiert, mehrere Program-me der Endowment for Democracy durchlaufen hatte und dadurch zu einem fanatischenRechtspopulisten geworden war. Danach war er zum Bürgermeister eines Stadtbezirks inCaracas gewählt worden, der zu den wohlhabendsten in ganz Venezuela gehört. López istder venezolanischen „Aristokratie“ zuzurechnen, denn er ist ein Abkömmling des erstenPräsidenten seines Landes. Außerdem ist er ein Cousin ersten Grades von Thor Halvors-sen [s. https://de.wikipedia.org/wiki/Human_Rights_Foundation und https://electronicintifa-da.net/content/oslo-freedom-forum-founders-ties-islamophobes-who-inspired-mass-killer-anders-breivik/12451 ], der die in den USA angesiedelte Human Rights Foundation ge-gründet hat, die ebenfalls regierungsfeindliche Aktivisten in Ländern unterstützt, die Wa-shington für Regime-Changes ins Visier genommen hat. Obwohl López im Grunde die gleichen Ziele wie Washington verfolgt, wird in einer von Wi-kiLeaks veröffentlichten Diplomatendepesche [s. https://venezuelanalysis.com/analysis/6/2310388 ] vor seinen „fanatischen Tendenzen“ gewarnt, die der Partei Voluntad Popularschaden könnten. In der Depesche wird er als „arrogant, nachtragend und machthungrig“und als potenzieller Spalter der Partei und der gesamten Opposition“ beschrieben. Anderekritisierten seinen „Hang zu gewalttätigen Demonstrationen und seine fehlende Bereit-schaft zu Kompromissen, die Spannungen mit anderen Oppositionsführern provozierenund die Beteiligung an demokratischen Einrichtungen des Staates erschweren könnten“. Im Jahr 2010 nutzten die Partei Voluntad Popular und ihre ausländischen Unterstüt-zer die schlimmste Dürreperiode seit Jahrzehnten, um die Regierung Venezuelas inBedrängnis zu bringen. Wegen des großen Wassermangels ging die Stromerzeu-gung in den Wasserkraftwerken so stark zurück, dass es immer häufiger zu Strom-ausfällen kam. Die globale Wirtschaftskrise und die fallenden Ölpreise verschärftendie schwierige Lage zusätzlich und führten zu wachsender Unzufriedenheit in derBevölkerung. Stratfor und CANVAS, die Guaidó und seine Unruhestifter berieten, dachten sich ei-nen schockierend zynischen Plan aus, um Chávez Bolivarische Revolution ins Herzzu treffen.Ihr Plan sah vor, die Stromausfälle bis April 2010 auf 70 Prozent zu stei-gern [s. https://search.wikileaks.org/gifiles/?viewemailid=218642 ].“Das könnte eine Kehrtwende einleiten, weil es Chávez dann sehr schwer fallen wird, dieArmen trotzdem von den Vorteilen seines Systems zu überzeugen,“ ist in einer internenStratfor-Einschätzung zu lesen. Das werde zu öffentlichen Unruhen in einem Ausmaßführen, wie sie keine oppositionelle Gruppierung jemals in Gang setzen könne.Wenn die Unruhen dann ausgebrochen seien, müsse die Opposition die Situationnur ausnutzen, um Chávez in die Enge zu treiben (s. dazu auch https://latina-press.com/news/181108-lateinamerika-venezuela-steht-vor-der-schlimmsten-duerre-seit-sechzig-jahren/ ).In dieser Zeit erhielt die venezolanische Opposition jährlich zwischen 40 und 50 MillionenDollar von US-Regierungsorganisationen wie USAID und der National Endowment for De-mocracy; das geht aus einem Bericht des spanischen Thinktanks FRIDE (s. https://en.wiki-pedia.org/wiki/FRIDE ) hervor [s. https://venezuelanalysis.com/analysis/5441 ]. Außerdemhatte sie hohe Einkünfte aus eigenen Geldanlagen auf Auslandskonten. Weil der Stratfor-Plan nicht funktionierte, entschlossen sich die Aktivisten der Vo-luntad Popular und ihre ausländischen Verbündeten, Venezuela mit gewaltsamenAktionen zu destabilisieren. Die gewaltsame Destabilisierung beginnt Aus E-Mails, die venezolanische Sicherheitsbehörden in die Hände fielen und vondem damaligen Justizminister Miguel Rodríguez Torres (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Miguel_Eduardo_Rodr%C3%ADguez_Torres ) der Öffentlichkeit präsentiert wur-den, geht hervor, dass Guaidó, Goicoechea und mehrere andere studentische Akti-visten im November 2010 ein geheimes fünftägiges Training in einem Hotel mit demNamen „Fiesta Mexicana“ in Mexiko absolvierten [s. https://www.aporrea.org/actuali-dad/n250229.html ]. Die Regime-Change-Schulung wurde von Otpor-Trainern ausBelgrad im Auftrag der US-Regierung durchgeführt. Sie wurde auch von Otto Reich(s. https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Reich_(Politiker), einem Kuba-Exilanten und fanati-schen Castro-Gegner, unterstützt, der für das Außenministerium der Regierung GeorgeW. Bush und den rechtsstehenden ehemaligen kolumbianischen Präsidenten Alvaro Uribe(s. https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81lvaro_Uribe_V%C3%A9lez ) gearbeitet hat. [s.7/23dazu auch https://www.telesurenglish.net/analysis/Who-is-Venezuelan-Terror-Plotter-Lo-rent-Saleh-Four-Former-Latin-American-Presidents-Just-Might-Know-20140924-0071.html] Die E-Mails belegen, dass Guaidó und seine Mitverschwörer einen Plan ausheckten, dervorsah, mit länger andauernden, gewaltsamen Straßenprotesten Chaos zu stiften unddann den Präsidenten Hugo Chávez zu stürzen. Drei Galionsfiguren der Erdölindustrie – Gustavo Torrar, Eligio Cedeño und PedroBurelli –sollen die Schulung in Mexiko mit 52.000 Dollar finanziert haben. Torrar istnach eigener Aussage ein „Menschenrechtsaktivist“ und „Intellektueller“, sein jüngererBruder Reynaldo Torrar ist der Repräsentant der privaten mexikanischen Öl- und GasfirmaPetroquimica del Golfo, die einen (Förder-)Vertrag mit dem venezolanischen Staat hat. Cedeño ist ein geflüchteter venezolanischer Unternehmer, der Asyl in den VereinigtenStaaten beantragt hat, und Pedro Burelli ist ein ehemaliger Manager der US-Bank JPMor-gan Chase (s. https://de.wikipedia.org/wiki/JPMorgan_Chase ) , der auch schon Direktorder staatlichen venezolanischen Ölgesellschaft Petróleos de Venezuela, abgekürztPDVSA (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Petr%C3%B3leos_de_Venezuela ), war. Er verließdie PDVSA 1998, als Hugo Chávez Präsident wurde, und gehört jetzt dem Beraterstab fürdas Latin America Leadership Program (abgekürzt LALP, s. https://lalp.georgetown.edu/essays/about-the-latin-america-leadership-program ) der Georgetown University (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Georgetown_University ) an [s. https://lalp.georgetown.edu/people/pedro-burelli ]. Burelli behauptet, die E-Mails, in denen über seine Beteiligung (an der Finanzierung derSchulung) berichtet wird, seien gefälscht [s. https://de.scribd.com/document/232153227/Evidence-in-English-Evidencia-en-Castellano ] und hat sogar einen Privatdetektiv damitbeauftragt, das zu beweisen. Der Ermittler hat erklärt, Google habe bestätigt, dass die E-Mails, die Burelli verschickt haben soll, niemals übermittelt worden seien [s. https://ww-w.apnews.com/5d93086fccd34d2c8ea5e92ca793da3b ]. Burelli macht aber kein Geheimnis daraus, dass er sich die Absetzung des derzeiti-gen venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro wünscht; er hofft sogar, dass Ma-duro auf ein Bajonett aufgespießt und durch die Straßen geschleift wird – wie der libyscheRevolutionsführer Muammar al-Gaddafi von NATO-unterstützten Milizionären. Update: Burelli hat sich nach der Veröffentlichung dieses Artikels mit gray zone in Verbin-dung gesetzt, um die Aussagen über seinen Beitrag zur Schulung im dem Hotel „FiestaMexicana“ zu korrigieren. Burelli bezeichnete die Schulung als „legitime Tätigkeit“, die in einem Hotel anderen Na-mens in Mexiko stattgefunden habe. Auf die Frage, ob OTPOR die Schulung durchgeführt habe, antwortete er nur, dass er dieArbeit von OTPOR / CANVAS „schätze“, aber nicht mitfinanziere; er habe aber Aktivistenaus verschiedenen Staaten „empfohlen“, sich an deren Schulungen zu beteiligen. Burelli fügte noch hinzu: „Die (von Gene Sharp) gegründete Albert Einstein Institution hatin Venezuela ganz offen Tausende von Aktivisten in den von Gene Sharp entwickelten ge-waltfreien Taktiken geschult und damit wahrscheinlich verhindert, dass sich aus dem Wi-derstand ein Bürgerkrieg entwickelt hat.“ 8/23Die „Fiesta-Mexicana-Verschwörer“ entwickelten später noch einen weiteren Desta-bilisierungsplan, den die venezolanische Regierung mit im Mai 2014 veröffentlichten Do-kumenten enthüllte. Daraus geht hervor, dass auch ein Mordanschlag auf den jetzi-gen Präsidenten Nicolás Maduro vorbereitet wurde. Federführend war dabei die er-klärte Chávez-Feindin Maria Corina Machado [s. http://albaciudad.org/2014/05/video-fo-tos-pruebas-maria-corina-machado-kevin-whitaker-diego-arria-magnicidio-golpe-maduro/(und https://de.wikipedia.org/wiki/Mar%C3%ADa_Corina_Machado ) ], die heute einewichtige Vertraute des US-Senators Marco Rubio (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Mar-co_Rubio ) ist. Frau Machdo hat die ebenfalls von der Endowment for Democracy fi-nanzierten Gruppe Sumate (s. https://en.wikipedia.org/wiki/S%C3%BAmate ) gegründetund als internationale Repräsentantin der venezolanische Opposition bereits 2005 denUS-Präsidenten George W. Bush besucht [s. https://georgewbush-whitehouse.archive-s.gov/news/releases/2005/05/images/20050531_p44959-105jasjpg-2-515h.html ]. „Ich denke, es wird Zeit, dass wir unsere Kräfte bündeln und die nötigen Anrufe tätigen,damit wir das Geld bekommen, das wir brauchen um Maduro zu stürzen. Seine Anhängerwerden dann von allein auseinanderlaufen,“ schrieb Frau Machado 2014 in einer E-Mailan den ehemaligen venezolanischen Diplomaten Diego Arria (s. https://en.wikipedia.org/wiki/Diego_Arria ). In einer weiteren E-Mail versicherte Frau Machado, der geplante Anschlag (auf Ma-duro) sei bereits von Kevin Whitaker, dem US-Botschafter in Kolumbien, abgeseg-net worden [s. http://albaciudad.org/2014/05/video-fotos-pruebas-maria-corina-machado-kevin-whitaker-diego-arria-magnicidio-golpe-maduro/ ]. „Ich habe mich dazu entschlossen,diesen Kampf so lange fortzusetzen, bis dieses Regime gestürzt ist und wir unseren vielenFreunden in der Welt das liefern können, was sie erwarten. Wenn ich mich in San Cristo-bal (in Mexiko) vor der Organisation Amerikanischer Staaten, abgekürzt OAS, rechtferti-gen muss, habe ich nichts zu befürchten, denn Kevin Whitaker hat mir bereits seine Unter-stützung zugesagt und für die nächsten Schritte vorgesorgt. Wir verfügen über mehr Geldals das (Maduro-)Regime und brauchen deshalb auch die internationale Unterstützung fürihn nicht zu fürchten.“ Guaidó geht auf die Barrikaden Im Februar 2014 errichteten demonstrierende Studenten, die als Stoßtrupps der ausVenezuela verbannten Oligarchie handelten, im ganzen Land Barrikaden um von derOpposition kontrollierte Wohnviertel (und Universitäten) und verwandelten sie damitin Gewalt ausstrahlende Festungen, die sich „Guarimbas“ nannten. [s. http://mision-verdad.com/la-guerra-en-venezuela/cronicas-guarimberas-el-asesinato-indirecto-zello-y-el-ramboshow-de-vivas%20 (und https://www.counterpunch.org/2013/04/17/the-venezue-lan-guarimba/ ) ] Die internationalen Medien stellten den „Aufstand“ als spontanen Protestgegen den „mit eiserner Faust regierenden Präsidenten Maduro“ dar, in Wirklichkeit wardie Show aber von der Partei Voluntad Popular inszeniert worden. „Keiner der an den Universitäten Protestierenden trug das T-Shirt der jeweiligen Universi-tät, alle trugen T-Shirts, die sie als Anhänger der Partei Voluntad Popular oder der Bewe-gung Primero Justicia (Gerechtigkeit zuerst, s. https://de.wikipedia.org/wiki/Primero_Justi-cia ) auswiesen,“ erzählte ein Guarimba-Beteiligter. „Es können durchaus Studenten ge-wesen sein, aber sie gehörten Oppositionsparteien an und handelten in deren Auftrag.“ Als der Guarimba-Teilnehmer nach den Rädelsführern gefragt wurde, antworte er: „Ehrlichgesagt, die sitzen jetzt alle im Parlament.“
Während der Guarimba-Inszenierung im Jahr 2014 starben 43 Menschen. Drei Jahrespäter kam es erneut zur Zerstörung öffentlicher Infrastruktureinrichtungen; dabeiwurden 126 Menschen getötet, von denen die meisten „Chavistas“, also Anhängerder Maduro-Regierung, waren. In mehreren Fällen wurden Regierungstreue von be-waffneten Banden bei lebendigem Leib verbrannt [s. https://venezuelanalysis.com/ana-lysis/13081 ]. Guaidó war auch selbst an der Guarimba-Inszenierung im Jahr 2014 beteiligt. Über Twitterverbreitete er ein Video, auf dem er, einen Helm und eine Gasmaske tragend, inmittenmaskierter und bewaffneter Personen zu sehen war, die eine Autobahn blockierten undsich eine gewaltsame Auseinandersetzung mit der Polizei lieferten. Auf seine Beteiligungan den Aktivitäten der Generation 2007 anspielend, verkündigte er öffentlich: „Ich erinneremich noch gut an 2007, damals haben wir die Studenten zum Protest aufgerufen, jetzt ru-fen wir das ganze Volk zum Widerstand auf!“ Inzwischen hat Guaidó das Video auf Twitter wieder gelöscht – offenbar aus Sorge umsein Image als Heilsbringer der Demokratie. [Unter https://www.youtube.com/watch?v=bh4DjOUsShQ ist es aber noch aufzurufen.] Am 12. Februar 2014, auf dem Höhepunkt der Guarimbas, ist Guaidó mit Parteichef Lopezauf einer gemeinsamen Versammlung der Partei Voluntad Popular und der BewegungPrimero Justicia aufgetreten. In einer längeren Tirade gegen die Regierung Maduro [s. htt-ps://www.youtube.com/watch?v=YTlGxofwNLw&feature=youtu.be ] hat Lopez die Zuhöreraufgefordert, zum Büro der Generalstaatsanwältin Luisa Ortega Diaz (s. https://de.wikipe-dia.org/wiki/Luisa_Ortega_D%C3%ADaz ) zu marschieren. Dort versuchten bewaffneteBanden das Gebäude niederzubrennen. Die Generalstaatsanwältin verurteilte diese „ge-plante und vorsätzliche Gewalt“. In einem Fernsehauftritt im Jahr 2016 [s. https://twitter.com/RedRadioVe/status/1088237230211190790 ] bestritt Guaidó, dass es die während der Guarimbas einge-setzten „Guayas“ – das waren über die Straße gespannte Stahlseile, die motorrad-fahrende Polizisten töten sollten – überhaupt gegeben habe. Mit diesen Todesfallenwaren auch Zivilisten wie Santiago Pedroza umgebracht [s. https://www.telesurtv.net/news/Muere-joven-venezolano-por-guaya-colocada-por-grupos-fascistas-20140222-0059.html ] oder wie Elvis Durán sogar enthauptet worden [s. http://notitweet-suce-sos.blogspot.com/2014/02/este-es-elvis-duran-el-motorizado.html].Mit dieser kaltschnäuzigen Missachtung des menschlichen Lebens hat sich seine ParteiVoluntad Popular auch in den Augen vieler Maduro-Gegner disqualifiziert. Maßnahmen gegen die Partei Voluntad Popular Als die Gewalt und die politische Polarisierung in Venezuela eskalierten, begann die Re-gierung gegen die Voluntad Popular und ihre Anführer vorzugehen. Freddy Guevara, der Vizepräsident der Nationalversammlung und stellvertretendeVorsitzende der Voluntad Popular, war einer der Haupträdelsführer bei den Straßen-unruhen im Jahr 2017. Weil ihm deshalb ein Prozess drohte, suchte Guevara Schutz inder chilenischen Botschaft, wo er sich immer noch aufhält [s. https://www.reuters.com/ar-ticle/us-venezuela-politics/venezuela-opposition-leader-guevara-seeks-refuge-in-chile-am-bassadors-home-idUSKBN1D50LN ]. Lester Toledo, ein Abgeordneter der Voluntad Popular aus dem venezolanischenBundesstaat Zulia, wurde im September 2016 von der venezolanischen Regierung10/23angeklagt – wegen Finanzierung von Terroristen und der Planung von Mordanschlägen[s. https://venezuelanalysis.com/news/12395 ]. Die Anschläge soll er gemeinsam mit demehemaligen kolumbianischen Präsidenten Álavaro Uribe (s. https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81lvaro_Uribe_V%C3%A9lez ) geplant haben. Toledo floh aus Venezuela und hieltfür Human Rights Watch (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Human_Rights_Watch ), und dieder US-Regierung nahestehende Organisation Freedom House (s. https://de.wikipe-dia.org/wiki/Freedom_House ) Reden – u. a. vor dem Congreso de los Diputados, demUnterhaus des spanischen Parlamentes, und vor dem Europäischen Parlament. Carlos Graffe, ein weiterer Otpor-Zögling der Generation 2007 aus der Führung derVoluntad Popular,wurde im Juli 2017 von der Polizei festgenommen, weil er einenmit Nägeln gefüllten Behälter, Sprengstoff C4 (s. https://de.wikipedia.org/wiki/C4_(Spreng-stoff) und einen Zünder mitführte. Am 27. Dezember 2017 kam er aber wieder frei [s.http://www.el-nacional.com/noticias/oposicion/carlos-graffe-salio-libertad-tras-cinco-me-ses-prision_217102 ]. Leopoldo Lopez, der langjährige Vorsitzende der Voluntad Popular, steht heute un-ter Hausarrest, weil er während der Guarimbas im Jahr 2014 den Tod von 13 Menschenverschuldet haben soll [s. https://www.amnesty.org/en/latest/news/2017/07/venezuela-leo-poldo-lopez-moved-to-house-arrest-as-repression-deepens/ ]. Amnesty International be-trachtet Lopez als „politischen Gefangenen“ und hält die Umwandlung seiner Haftstrafe inHausarrest für „nicht ausreichend“. Familienmitglieder von Guarimba-Opfern haben einePetition eingereicht, in der eine härtere Strafe für Lopez gefordert wird [s. https://venezuel-analysis.com/news/12939 ].Yon Goicoechea, das Aushängeschild der Koch Brothers, wurde 2016 von Sicher-heitskräften festgenommen, weil sich ein Kilo Sprengstoff in seinem Auto befunden ha-ben soll [s. dazu auch https://www.telesurtv.net/news/Detienen-en-Venezuela-a-opositor-equipado-con-explosivos-20160829-0053.html ]. In einem Kommentar in der New YorkTimes [s. https://www.nytimes.com/2017/09/04/opinion/venezuela-prison-democracy.html ]bezeichnete Goicoechea die Anschuldigung als „frei erfunden“ und behauptete, er sei nurwegen seines „Traumes von einer vom Kommunismus befreiten demokratischen Gesell-schaft“ eingesperrt worden. Er kam im November 2017 wieder frei [s. unter https://twit-ter.com/YonGoicoechea/status/926828442594799616?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed&ref_url=https%3A%2F%2Fwww.dw.com%2Fen%2Fvenezuelan-authori-ties-release-two-anti-maduro-activists-from-prison%2Fa-41241026 ]. David Smolansky, der auch zu der von Otpor trainierten Generation 2007 gehört und2013 in der wohlhabenden Vorstadt El Hatillo zum jüngsten Bürgermeister Venezue-las gewählt worden war, verlor seinen Posten wieder, als ihn der Oberste GerichtshofVenezuelas wegen Gewalttaten während der Guarimbas zu 15 Monaten Gefängnis verur-teilte. Um seiner Strafe zu entgehen, rasierte Smolansky seinen Bart ab, zog eine Sonnenbrilleauf und floh nach Brasilien – als Priester verkleidet mit einer Bibel in der Hand und einemRosenkranz um den Hals [s. https://www.bbc.com/news/world-latin-america-42270859 ].Er lebt jetzt in Washington D.C., wo ihn Luis Almagro (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Luis_Almagro ), der Sekretär der Organisation amerikanischer Staaten, zum Leiter ei-ner Arbeitsgruppe zur venezolanischen Imigrations- und Flüchtlingskrise gemacht hat. Am 26. Juli 2018 fand ein „herzliches Wiedersehen“ zwischen Smolansky und Elliot Ab-rams (s. https://en.wikipedia.org/wiki/Elliott_Abrams ) statt – einem wegen Zurückhaltensvon Informationen in der Iran-Contra-Affäre verurteilten Straftäter, den Trump als US-Sondergesandten nach Venezuela geschickt hat [s. https://www.commondreams.org/11/23news/2019/01/26/trumps-axis-evil-pompeo-bolton-abrams ]. Abrams hat sich in den1980er Jahren bei der von der US-Regierung verdeckt betriebenen Bewaffnung von rech-ten Exekutionskommandos in Nicaragua, El Salvador und Guatemala bewährt. Seit sei-nem Auftauchen in Venezuela ist zu befürchten, dass er einen weiteren blutigen Stellver-treterkrieg einfädeln soll. Vier Tage vorher hatte Maria Corina Machado wieder einmal dem Präsidenten Maduro ge-droht: Wenn er sein Leben retten wolle, sollte er einsehen, dass seine Zeit abgelaufen sei[s. https://twitter.com/ErikaOSanoja/status/1087755816113967104 ]. Die USA bringen einen Bauern ins Spiel Durch ihre von Gewaltanwendung geprägte Destabilisierungskampagne ist die Partei Vo-luntad Popular bei großen Teilen der Bevölkerung in Verruf geraten; außerdem befindensich viele ihrer führenden Mitglieder im Exil oder in Haft. Guaidó spielte bisher keine all-zu große Rolle; er gehört zwar seit neun Jahren der Nationalversammlung an, wardie meiste Zeit aber nur Hinterbänkler. Er vertritt einen der bevölkerungssärmstenBundesstaaten Venezuelas, kam bei der Parlamentswahl im Jahr 2015 in seinemWahlkreis mit 26 Prozent der Stimmen nur auf den zweiten Platz und konnte seinenSitz in der Nationalversammlung nur knapp verteidigen. Sein Hintern scheint tat-sächlich bekannter zu sein als sein Gesicht. Trotzdem stieg Guaidó zum Präsidenten der von der Opposition beherrschten Natio-nalversammlung auf. Er wurde allerdings nicht in diese Position gewählt. Die vier Oppo-sitionsparteien, die sich zum Mesa de la Unidad Democrática (zum Runden Tisch der De-mokratischen Einheit, s. dazu auch https://de.wikipedia.org/wiki/Mesa_de_la_Unidad_De-mocr%C3%A1tica ) zusammengeschlossen haben, lassen die Präsidentschaft untereinan-der rotieren. Als die Voluntad Popular an die Reihe kam, stand ihr Vorsitzender Lopez un-ter Hausarrest und sein Stellvertreter Guevara hatte in der chilenischen Botschaft Zufluchtgesucht. Eigentlich hätte ein Mann namens Juan Andrés Mejía den Posten überneh-men müssen, aus Gründen, die erst jetzt bekannt wurden, trat aber Juan Guaidó anseine Stelle. „Guaidós Aufstieg hängt mit seiner Herkunft zusammen,“ stellte der venezolanischeAnalyst Sequera fest. „Mejía gehört zur Oberklasse und hat an einer der teuerstenPrivatuniversitäten Venezuelas studiert, konnte der Bevölkerung also nicht so ein-fach wie Guaidó als einer der ihren verkauft werden. Wie die meisten Venezolanerist Guaidó Mestize (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Mestize ), also ‚ein Mann aus demVolk‘. Und weil er in den Medien noch nicht so präsent war, kann ihm leichter einpositives Image verpasst werden.“ Im Dezember 2018 begab sich Guaidó unbemerkt nach Washington, Kolumbien undBrasilien, um Massenproteste anlässlich der Amtseinführung des Präsidenten Ma-duro zu organisieren. In der Nacht vor der Vereidigung Maduros erhielt Guaidó Anrufevon dem US-Vizepräsidenten Mike Pence und der kanadischen Außenministerin ChrystiaFreeland (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Chrystia_Freeland ), die ihm ihre Unterstützungzusicherten. Eine Woche später suchten die US-Senatoren Marco Rubio und Rick Scott und derAbgeordnete Mario Diaz-Balart, die alle zur rechten kubanischen Exil-Lobby in Flori-da gehören, Präsident Trump und Vizepräsident Pence im Weißen Haus auf, um ih-nen mitzuteilen, dass Guaidó beabsichtige, sich zum Präsident Venezuelas zu erklä-ren, wenn er mit der Unterstützung Trumps rechnen könne. Trump sagte seine Un-terstützung zu. [s. https://www.wsj.com/articles/a-call-from-pence-helped-set-an-uncer-12/23tain-new-course-in-venezuela-11548430259?tesla=y&mod=djemalertNEWS ] Nach einem Bericht im Wall Street Journal hat sich US-Außenminister Mike Pompeoam 10. Januar 2019 sogar persönlich mit Guaidó getroffen. Trotzdem scheint er des-sen Namen nicht aussprechen zu können, denn auf einer Pressekonferenz am 25. Januarnannte er ihn „Juan Guido“. Vor dem 11. Januar hat die Wikipedia-Redaktion den Artikel über Guaidó37mal geändert[s. https://twitter.com/Naldoxx/status/1083847986143248384 ], um den vorher wenig be-kannten Parlamentarier zum „Kämpfer für die Demokratie“ hochzujubeln, den Washingtonzur Umsetzung seiner Regime-Change-Pläne braucht. Weil Guaidó eine fragwürdige Figur ist, in der sich Radikalität mit Opportunismuspaart, erfüllt er die Ansprüche Washingtons besonders gut. „Er ist das bisher feh-lende Puzzle-Teil, das wir für die Umsetzung unserer Strategie brauchen,“ äußerteein Mitarbeiter der Trump-Regierung über Guaidó. [Weitere Informationen dazu sindaufzurufen unter https://www.washingtonpost.com/politics/without-a-road-map-trump-ad-ministration-pins-hopes-on-venezuelas-opposition/2019/01/24/e132b3c8-1ff6-11e9-8e21-59a09ff1e2a1_story.html?utm_term=.ece10e3b36c2 .] Brownfield, der ehemalige US-Botschafter in Venezuela, pries Guaidó in der New YorkTimes als „Oppositionsführer, der von vornherein signalisiert, dass er Wert auf ein gutesVerhältnis zu den Streitkräften und zur Polizei legt“ [s. https://www.nytimes.com/2019/01/25/world/americas/venezuela-news-protests-noticias.html ]. Aus Guaidós Partei Voluntad Popular kamen aber die Stoßtrupps, die während der Gua-rimbas außer zivilen politischen Gegnern auch Polizisten umbrachten. Und er selbst hatsogar damit geprahlt, dass er an Straßenkämpfen teilgenommen hat. Wenn er das Ver-trauen von Militärs und Polizisten gewinnen will, muss er versuchen seine blutgetränkteVergangenheit auszulöschen. Am 21. Januar, einen Tag vor seinem Putschauftritt, forderte Guaidós Frau die Streitkräftein einer über das Internet verbreiteten Video-Ansprache auf [s. https://twitter.com/Llanero-DigitalV/status/1087502656950714368 ], sich gegen den gewählten Präsidenten Madurozu erheben. Ihr Appell war hölzern und keinesfalls begeisternd, konnte also den begrenz-ten politischen Einfluss ihres Mannes nicht ausweiten. Weil Guaidó bisher wenig Unterstützung aus der venezolanischen Bevölkerung er-hält, bleibt er auf Hilfe aus dem Ausland angewiesen. Analyst Sequera stellte imstaatlichen venezolanischen Fernsehen fest: „Es ist egal, ob er nach dem misslun-gen Start abstürzt und aufgibt. Die US-Regierung wird sich dann eben eine andereMarionette suchen.“ Max Blumenthal (s. https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Blumenthal ) ist ein preisgekrönterJournalist und Autor mehrerer Bücher, auch der Bestseller „Republican Gomorrah“, „Goli-ath“, „The Fifty One Day War“ und „The Management of Savagery“. Er hat Artikel für vielePublikationen geschrieben und viele Videoberichte und mehrere Dokumentarfilme veröf-fentlicht, darunter „Killing Gaza“. 2015 hat er das Online-Magazin gray zone gegründet,um über die ständigen Kriege der USA und die Unterdrückung ihrer Bürger zu berichten. Dan Cohen (s. https://www.rt.com/onair-talent/dan-cohen/ ) ist ebenfalls Journalist undFilmemacher. Er hat mehrere Videoreportagen und Artikel über den Konflikt zwischen Is-rael und den Palästinensern veröffentlicht. Er ist außerdem Korrespondent für RT Americaund betreibt den Twitter Account https://twitter.com/dancohen?lang=de . 13/23(Wir haben den sehr langen und sehr faktenreichen Artikel komplett übersetzt und mit Er-gänzungen und Links in runden Klammern und Hervorhebungen versehen. Die vielenLinks in eckigen Klammern haben die Autoren selbst eingefügt. In einer unter https://andrej-hunko.de/start/download/dokumente/1301-wd-2-014-19-vene-zuela/file aufzurufenden Stellungnahme der Wissenschaftlichen Dienste des DeutschenBundestages zur Anerkennung Guaidós durch die Bundesregierung in Berlin ist zu lesen: „Daher gibt es starke Gründe für die Annahme, dass die Anerkennung eines Staatsober-hauptes ad interim vorliegend eine Einmischung in innere Angelegenheiten ist. Somitbleibt die Frage, ob die Einmischung in innere Angelegenheiten im vorliegenden Fall alsunzulässige Intervention zu qualifizieren ist, durchaus berechtigt.“