April-Scherze, die nicht lustig sind

von Thomas Röper / Antispiegel

Kommentar

Die Realität ist absurder als jeder Aprilscherz…

Ich wollte eigentlich einen Aprilscherz veröffentlichen, aber leider ist die heutige Realität so absurd, dass kein Aprilscherz damit mithalten kann.

von

1. April 2023 19:32 Uhr

Ich habe vor zwei Jahren das letzte Mal einen Aprilscherz veröffentlicht, in dem ich eine Pressekonferenz Putins angekündigt habe, in der er die Wahrheit über 9/11 ans Licht bringen wollte. Letztes Jahr ist der Aprilscherz beim Anti-Spiegel wegen meiner Reise in das damals noch umkämpfte Mariupol ausgefallen. Dieses Jahr wollte ich eigentlich wieder einen Aprilscherz veröffentlichen.

Das gestaltete sich allerdings sehr schwierig, Ich habe vor einigen Tagen sogar mit Freunden auf einer Geburtstagsparty ein Brainstorming durchgeführt, aber uns sind beim besten Willen keine guten Ideen für einen Aprilscherz gekommen, weil die Realität inzwischen jeden Aprilscherz überholt hat.

In normalen Zeiten hätte man behaupten können, dass der US-Präsident – unbemerkt von der deutschen Presse – so dement ist, dass er selbst kurze Grußworte bei Staatsbesuchen von einem Spickzettel ablesen muss, bei öffentlichen Auftritten Menschen sucht, die vor Monaten gestorben sind, oder seine Kinder und seine Enkelkinder verwechselt.

Oder man hätte in normalen Zeiten schreiben können, dass die USA eine Diktatur geworden sind, in der der US-Präsident – nach dem Vorbild irgendwelcher Bananenrepubliken – seinen stärksten Herausforderer kurzerhand mit ziemlich konstruierten Strafverfahren aus dem Weg räumen will.

Oder man hätte behaupten können, in einem von einem Bürgerkrieg zerrissenen Land habe ein Komiker die Präsidentschaftswahlen mit dem Versprechen gewonnen, dem Land endlich wieder Frieden zu bringen, dann aber hat der Komiker als Präsident stattdessen einen Krieg mit seinem Nachbarland provoziert, der auf dem besten Wege ist, sich zu Dritten Weltkrieg auszuwachsen.

Eine besonders schöne Geschichte für einen Aprilscherz wäre auch, dass es eine weltweite Pandemie gibt, die von einem Virus verursacht wurde, das von US-Forschern mit Geldern der US-Regierung in einem chinesischen Labor entwickelt wurde.

Oder ich hätte mir eine Geschichte ausdenken können, in der die für die deutsche Wirtschaft lebenswichtigen Gaspipelines von Verbündeten Deutschlands gesprengt wurden und in der die deutsche Regierung keinerlei Interesse daran hat, das aufzuklären, sondern schulterzuckend akzeptiert, dass die deutsche Industrie wegen der nun explodierten Energiekosten in eines der Länder abwandert, die hinter der Sprengung der Pipelines stecken.

Eine besonders schöne Geschichte für einen Aprilscherz wäre es früher gewesen, zu behaupten, dass die Grünen zu der Partei werden, die am lautesten nach Waffenlieferungen in ein Kriegsgebiet schreien und dass die Grünen dabei eine neonazistische Regierung unterstützen, deren Armee mit Hakenkreuzen und Symbolen der Waffen-SS in den Krieg zieht.

Man hätte als Aprilscherz auch behaupten können, dass in Deutschland die größte Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit droht und dass der für die Bekämpfung der Krise zuständige Wirtschaftsminister von Beruf Kinderbuchautor ist und von Wirtschaft so wenig versteht, dass er nicht einmal weiß, was eine Insolvenz ist.

Wie Sie sehen, gibt es viele Dinge, die vor einigen Jahren noch schöne Ideen für Aprilscherze gewesen wären, aber irgendwie bleibt einem dabei heute das Lachen im Halse stecken…